Amphibien-Schutzprojekt Mantscha-Hitzendorf  

Ich wohne seit November 2008 in Mantscha. Jedes Jahr im zeitigen Frühjahr spielt sich auf der Straße unweit von meinem Haus eine Tragödie ab. Wenn die ersten Frühlingssonnenstrahlen die Luft auf durchschnittlich über 5 Grad erwärmen und der erste Regen nicht mehr als Schnee vom Himmel fällt beginnen die Kröten ihre alljährliche Wanderung zu ihren Laichgewässern. Dabei überqueren sie schwerfällig und langsam die stark frequentierte Straße zwischen Steinberg und Mantscha. Spätestens alle 2 Minuten hetzen unachtsame Autofahrer durch das kleine Waldstück, das die raren Amphibien seit vielen Jahrzehnten bewohnen. Die Tiere können ein stattliches Alter von über 30 Jahren erreichen. Hier in Mantscha ist es allerdings sehr unwahrscheinlich. Bei der Überquerung der Straße findet jedes fünfte bis zehnte Tier den Tod. Da die Tiere jedes Jahr zu ihren Laichgewässern wandern und nach dem Ablaichen wieder zurück zu ihren Sommerquartieren im nahegelegenen, feuchten Wald ziehen kann man sich mit zehn Fingern ausrechnen wie alt die Tiere werden können bevor sie von Autoreifen zerquetscht werden.

Grafik: Übersicht über das Gelände   Foto: Laichgewässer am Doblbach

 

Tod durch Druckschwankungen:

Beinahe alle heimischen Amphibienarten, und das sind nicht mehr viele, erleiden das selbe Schicksal wie die Erdkröten. Molche, Kröten, Salamander und Frösche. Selbst wenn Autofahrer noch rechtzeitig ausweichen können erleiden viele Tiere durch die Druckwelle des darüberbrausenden Autos tödliche innere Verletzungen und verenden im Straßengraben. Um diese Luftdruckwelle zu vermeiden sollte man nicht schneller als 30-40km/h fahren.

Die Gemeinde Attendorf unter Bürgermeister Josef Aichinger und die österreichische Naturschutz-Jugend mit dem Koordinator Oliver Zweidick erklärten sich gerne bereit, die Kosten für die Anschaffung eines Amphibienschutzzaunes zu übernehmen. Das Material kostete immerhin mehr als 1.500.- Euro. Ich konnte freiwillige Helfer finden, die beim Aufstellen des Zaunes halfen.
Vielen Dank an alle Beteiligten

Foto (v. li. nach re.):
Gerwin Gretschel
Oliver Zweidick
Werner Kammel

Besichtigung des Geländes.
Der Amphibienexperte Dr. Kammel gibt uns Tipps

Der Standort & die Gefährdung:

Vom Steinberg kommend zieht sich der Doblbach südwärts in Richtung Toblbad und durchfließt dabei vor allem bis zum Riederhof ein ökologisch wertvolles Feuchtgebiet. Der kleine, naturbelassene Bach mäandriert durch das Tal und speist dabei zahlreiche Weiher. Das umgebende, feuchte Auland stellt ein sehenswertes Rückzugsgebiet für zahlreiche Amphibien, Vögel, Insekten und Säugetiere dar. Alle Amphibienarten der Steiermark (Molche, Frösche, Kröten) sind stark gefährdet und stehen zum Teil kurz vor der Ausrottung. Die jährliche Amphibienwanderung zu den Laichgebieten führt oft über stark befahrene Straßen.

Eine "vergessene Welt" - Der zauberhafte Amphibienwald - 150m von der Straße entfernt
Die herrlichen Fotos habe ich am 19.03.2015 aufgenommen.

 

Verlust von Auwald:
Unseren Urenkeln können wir vielleicht keinen Zauberwald mehr zeigen.
Ich stehe auf einer kleinen Brücke über dem Doblbach und blicke einmal links und dann rechts:
Foto links: Blick in Richtung Auland             Foto rechts: Blick in Richtung Baustelle-Fischteiche

Die traurigen Fotos habe ich am 21.03.2015 aufgenommen.

 

Das Projekt & Die Methode:

Die ca. 50cm hohen Amphibienzäune werden beiderseitig der Straße errichtet damit die Tiere sowohl bei der Hinwanderung zum Laichgebiet als auch bei der Rückwanderung die Strasse nicht überqueren können. Am Zaun angelangt, kriechen die Tiere entlang der Absperrung bis sie in einen Fangkübel stürzen. Die Fangkübel werden alle 12m ebenerdig, direkt am Fangzaun angebracht (eingegraben). Die Betreuung der „Krötenzäune“ ist sehr zeitaufwendig und sollte so lange erfolgen, so lange die Zäune aufgestellt sind (mind. 8 Wochen). Jeden Tag müssen gefangene Tiere aus den Kübeln gesammelt und auf der anderen Seite der Straße wieder ausgesetzt werden damit sie ihre Wanderung unbeschadet fortsetzen können. Wenn die Kübel nicht jeden Tag geleert werden, drohen die Tiere darin zu vertrocknen. Die gefangenen Amphibien müssen genau nach Kübelnummer, Tierart und Geschlecht protokolliert werden damit die Effektivität des Fangzaunes evaluiert und gegebenenfalls im darauffolgenden Jahr verbessert werden kann.

 Projektbericht 2014
 Projektbericht 2015 
 Projektbericht 2016 
 Dringender Apell für weitere konkrete Projekte im Gebiet Mantscha